Ein Thema, das die Fußballer in Schaumburg und den anderen sieben Kreisen im Bezirk Hannover in den den nächsten Monaten beschäftigen wird, ist die vom Niedersächsischen Fußball Verband (NFV) angestrebte Fusion zu drei Regionen. Die Einheiten Hannover Stadt und Hannover-Land sind Vorreiter und gehen in der Region Hannover auf. Die verbleibenden sechs Kreise sollen sich in zwei weiteren Einheiten zusammenschließen. Holzminden, Hameln-Pyrmont und Hildesheim auf der einen, Diepholz, Nienburg und Schaumburg auf der anderen Seite.
Die Hintergründe und Vorteile sind nicht auf den ersten Blick ersichtlich, denn was hätten Schaumburger Vereine davon, wenn der Kreisvorsitzende demnächst aus Stuhr vor den Toren Bremens käme? Dazwischen liegen 132 Kilometer und knapp zwei Stunden Fahrtzeit. Derzeit macht der Bezirksvorsitzende August-Wilhelm Winsmann Werbung für die Pläne. In Schaumburg gab es ein Treffen mit dem Kreisvorstand, in Hameln-Pyrmont wurden gleich die Vereine mit ins Boot geholt. Die anwesenden 47 Vereinsvertreter erteilten den Plänen eine klare Abfuhr. 37 stimmten dagegen. Die Entscheidung wurde auf den Verbandstag, der im nächsten Jahr stattfinden wird, vertagt.
Die Verantwortlichen beim NFV und im Bezirk Hannover haben Druck, denn eine Reduzierung der Bezirksligen von derzeit vier auf drei zur Saison 2017/18 ist bereits beschlossen. Die Landesliga soll dann dem Verband zugeschlagen werden, der aktuell nur die Oberliga Niedersachsen unter seinen Fittichen hat. Diese Zeitung hat mit Marco Vankann, dem Vorsitzenden des Fußballkreises Schaumburg, über die Pläne gesprochen.
Ihr Pendant aus Hameln-Pyrmont, Andreas Wittrock, hat den Plänen eine Absage erteilt. Wie stehen Sie zu einer Fusion mit anderen Kreisen?
Zunächst einmal möchte ich an dieser Stelle betonen, dass sich hier über ein Thema ausgetauscht wird, welches bisher in keiner Art und Weise beschlossen wurde und sich gerade in den Kinderschuhen befindet. Ich persönlich bin für offene und konstruktive Gespräche bereit, da ich überzeugt bin, dass wir zur Steigerung der effizienteren Arbeit an der Fußballbasis nicht über Kreisfusionen hinweggehen können, was aber auch zur Folge haben muss, dass die Verwaltungsebene Bezirk abzuschaffen ist. Dadurch nämlich bleibt, und das ist im Sinne der Vereine, die Masse der spielenden Mannschaften in ihren bisherigen Fußballkreis und hat keine gravierenden Nachteile zu befürchten.
Können Sie das an einem Beispiel festmachen?
Im Herrenspielbetrieb kann es dann drei parallele Kreisligen geben, die aus den jeweiligen Vereinen der bisherigen Kreise besteht. Neu ist dann nur, dass die Kreisliga nicht mehr die höchste Staffel im Kreis ist, sondern durch die aufzunehmende Bezirksliga abgelöst wird. Und auch hier gibt es keine Nachteile, da bereits jetzt eine Bezirksliga mit den Mannschaften aus bis zu drei unterschiedlichen Kreisen zusammengestellt wird.
In Hameln haben Mitglieder des Kreisvorstandes im Falle einer Befürwortung durch die Vereine, die ja nicht verbindlich gewesen wäre, mit Rücktritt gedroht. Ist in Schaumburg ein ähnliches Szenario denkbar?
Der Kreisvorstand hat sich bei seiner turnusgemäß abgehaltenen Sitzung am 9. Juni mit dem Thema beschäftigt, es hat einen Gedankenaustausch unter Anwesenheit des Vizepräsidenten und Bezirksvorsitzenden Winsmann gegeben. Im Ergebnis ist festzuhalten, dass sich bei einer angedachten Kreisfusion mit benachbarten Kreisen sowohl ich persönlich als auch meine Kollegen und Mitstreiter im Vorstand aktiv in den Prozess einbringen und nicht wie in Hameln-Pyrmont zurücktreten werden.
Wie wird mit dem Thema in Schaumburg umgegangen, nachdem die Hamelner Vereine klar dagegen votiert haben?
Natürlich werden auch wir dieses Thema offen den Vereinen gegenüber kommunizieren, um deren Meinungsbild einzuholen. Bei der anstehenden sportpraktischen Arbeitstagung, die noch nicht terminiert ist, wird der Punkt auf der Tagesordnung erscheinen.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Ein konkreter Zeitplan existiert nicht. Eine eventuelle Kreisfusion muss entsprechend vorbereitet und umgesetzt werden, sodass ich davon ausgehe, dass vor 2019/2020 mit Ausnahme der Kreise Hannover-Land und Hannover-Stadt keine weiteren Fusionen im Bezirk Hannover zu erwarten sind.
Die Vorteile einer Fusion erschließen sich auf den ersten Blick nicht. Warum geht der NFV das Thema dennoch so vehement an?
Der NFV beschäftigt sich aus den unterschiedlichsten Gründen mit dem Thema Fusionen. Zum einen haben wir gegenüber der letzten Jahre veränderte Anforderungen an den NFV. Der demografische Wandel hat die Mannschaftszahlen und auch die Mitgliederzahlen in den Vereinen reduziert. Das Akquirieren von ehrenamtlichen Mitarbeitern wird immer schwieriger. Weiterhin sind die Anforderungen der Geldgeber gestiegen. Man muss wissen, dass die Haupteinnahmen des NFV durch Zuschüsse des Landes Niedersachsen, des Landessportbundes und des DFB generiert werden. Dass in den öffentlichen Kassen immer weniger Geld zur Verfügung steht, dürfte jedem klar sein. Ergo legen das Land wie auch der Landes-Sport-Bund verstärkt Wert darauf, dass in den Sportverbänden optimal gewirtschaftet wird. Und nur wenn diese Fördergelder weiterhin fließen, kann der NFV von einer Erhöhung der Mitgliedsbeiträge für die Vereine absehen.
Welche Rolle spielt der Verbandstag?
Beim Verbandstag 2017 kann es, und ich betone ausdrücklich, dass es sich aktuell um reine Spekulation handelt, zu einer mehrheitlichen Entscheidung kommen, dass der Verwaltungsapparat des NFV verkleinert werden muss. Dies könnte zur Folge haben, dass man sich den oder die Partner für eine Kreisfusion auf freiwilliger Basis nicht mehr aussuchen kann, sondern zwangsfusionieren muss.
Es gibt Gerüchte, das Schaumburg mit den Kreisen Nienburg und Diepholz kuschelt. Wer entscheidet das?
Wir haben unsere Fühler bisher in keine Richtung aktiv ausgestreckt oder gar bereits erste Fusionsgespräche hinter verschlossener Tür abgehalten. Fakt ist die im Bezirk Hannover beschlossene Fusion der Kreise Hannover-Land und Hannover-Stadt, welche dann zu dem größten Kreisverband in Niedersachsen führt. Wenn man sich dann die gemeldeten Mannschaften in den übrigen Kreisen anschaut, kann man erkennen, dass bei einer Fusion der Kreise Diepholz, Nienburg und Schaumburg sowie Hameln-Pyrmont, Hildesheim und Holzminden zwei Verwaltungseinheiten mit annähernd identischer Größe von etwa 800 gemeldeten Mannschaften entsteht. Solange wir über Freiwilligkeit reden, wird die Entscheidung über die Fusionspartner auf Kreisebene fallen können, was auf einem Kreisfußballtag entschieden werden könnte. Treten beim Verbandstag 2017 Satzungsänderungen zu einer Gebietsreform ein, sind wir wohl nicht mehr in der Lage, eine eigene Richtung einzuschlagen. Interview: Uwe Kläfker
Quelle: www. schaumburg.sportbuzze.de